Finanzierung, Wissen
Negativerklärung: Definition, Nutzen, Hintergründe
12 November 2024
Veröffentlicht am Donnerstag, 12. August 2021 09:32Finanzierung
Die EZB hält den Leitzins im Euro-Raum weiterhin auf einem Rekordtief von null Prozent. Gleichzeitig steigt die Inflationsrate bereits seit mehreren Monaten an. Was bedeutet das für die Finanzwirtschaft? Werden die Zinsen bald wieder steigen? Das erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die EZB hält den Leitzins im Euro-Raum auch in Zeiten der Corona-Pandemie auf einem Rekordtief von null Prozent. Obwohl damit eigentlich die idealen Voraussetzungen für die Aufnahme von Unternehmenskrediten geschaffen wären, trübt eine Entwicklung das Bild. So zieht die Inflation im Euro-Raum bereits seit einigen Monaten an. Was das für Unternehmen bedeutet und ob wir mit einer Zinswende rechnen müssen, haben wir in diesem Beitrag für Sie erörtert.
Wer mit dem Gedanken spielt, einen Kredit aufzunehmen, sollte die aktuelle Zinsentwicklung im Blick behalten. Im Euroraum wird diese maßgeblich von der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflusst. Als Notenbank der EU muss diese dafür Sorge tragen, dass das Finanzsystem der EU-Mitgliedsstaaten stabil bleibt und die Inflation sich in einem überschaubaren Rahmen bewegt. Zu diesem Zweck legt die EZB den Leitzins fest.
Bei dem Leitzins handelt es sich um das zentrale Instrument zur Steuerung der Geldpolitik. Er beeinflusst die Geldaufnahme und Geldanlage der Geschäftsbanken bei der EZB unmittelbar. Gleichzeitig lässt sich über den Leitzins das allgemeine Zinsniveau beeinflussen und damit auch die Preise sowie die allgemeine Konjunkturentwicklung.
In der ersten Jahreshälfte konnte eine Steigerung der Inflationsrate beobachtet werden. So legte die Teuerung im Euroraum mit dem Jahreswechsel allein von Dezember bis Januar von -0,3 Prozent auf 0,9 Prozent zu. Im Jahresverlauf stieg diese weiter an und lag auf Jahressicht bei 1,3 Prozent.
Der Anstieg liegt primär in den weltweit steigenden Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelpreise begründet. So erreichte der Kupferpreis im Februar den höchsten Wert seit zehn Jahren. Der Lebensmittelpreisindex der Welternährungsorganisation war infolge von gestörten Lieferketten, Umweltereignissen und erhöhter Nachfrage aus China um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Experten befürchten, dass auch die Überalterung der Gesellschaft einen weiteren Anstieg der Inflationsrate begünstigen könne, wenn diese mittelfristig zu einem Mangel an Arbeitskräften führe.
Doch was bedeutet das für die Zinspolitik? Werden die Zinsen schon bald wieder anstiegen? Hier gibt die EZB Entwarnung. Trotz der steigenden Inflationsrate hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der letzten Ratssitzung vom 10. Juni 2021 angekündigt, dass vorerst keine Zinserhöhungen geplant seien. Das liegt nicht zuletzt auch an den Folgen der Corona-Pandemie. Da die Pandemie noch lange nicht vorbei sei, einigten sich die EZB-Ratsmitglieder darauf, das milliardenschwere Notkaufprogramm zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie noch bis mindestens Ende März 2022 zu verlängern.
Zudem kommen leicht erhöhte Inflationswerte der EZB im Hinblick auf die pandemiebedingte Überschuldung sogar gelegen. So ist die Staatsverschuldung in der Eurozone seit Krisenbeginn um 16 Prozent auf 102 Prozent des BIP gestiegen. Auch die Unternehmensverschuldung bewegt sich mit 146 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung auf einem Rekordniveau. Vor diesem Hintergrund würde schon eine geringe Leitzinserhöhung die Zinslast für Staaten und Unternehmen deutlich erhöhen.
Erst wenn sich das Inflationsniveau der Zweiprozentmarke annähert, plant die EZB über Zinserhöhungen zu beraten. Folglich werden die Zinsen voraussichtlich weiterhin auf dem bisherigen oder einem ähnlich niedrigen Niveau bleiben, solange die Inflationsrate unter zwei Prozent liegt. Experten gehen darüber hinaus davon aus, dass es sich bei dem sprunghaften Anstieg der Inflationsrate lediglich um eine vorübergehende Entwicklung handelt und sich diese Werte schon bald wieder stabilisieren werden.
Unternehmen tun gut daran, die aktuelle Zinsentwicklung im Blick zu behalten. Niedrige Zinsen bedeuten nämlich nicht zwangsläufig, dass auch die Kredite günstiger werden. So sehen sich Unternehmen vor den Hintergründen der Corona-Pandemie mit verschärften Kreditvergabebedingungen konfrontiert. Da sich nicht nur die Kreditratings der Unternehmen pandemiebedingt verschlechtert haben, sondern die Banken zudem mit den anhaltenden Niedrigzinsen im Zuge der Basel-Reformen zu kämpfen haben, müssen Unternehmen beim Kreditantrag mit höheren Zinsen und gestiegenen Anforderungen an das Reporting rechnen. Hinzu kommt, dass die Banken mehr Sicherheiten verlangen.
Damit den Unternehmen der Bankkredit trotz geringem Eigenkapital nicht verwehrt bleibt, bietet es sich an, seinen Finanzierungsmix zu diversifizieren. Hier stellt Factoring ein geeignetes Mittel dar. Beim Factoring handelt es sich um eine bankenunabhängige Finanzierungsalternative, bei der der Factoringdienstleister die offenen Forderungen des Kundenunternehmens aufkauft. Im Gegenzug bezahlt er dem Unternehmen die entsprechende Summe sofort aus. Dieses verfügt folglich wieder über frische Liquidität und kann seine Handlungsfähigkeit sichern. Auch der Zugang zum Bankkredit verbessert sich durch die Nutzung durch Factoring aufgrund der höheren Eigenkapitalquote und des verbesserten Bilanzratings.
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