Leverage-Effekt: Risiken und Chancen

Veröffentlicht am Mittwoch, 08. Juli 2020 09:45Finanzierung

Beim Leverage-Effekt handelt es sich um ein ganz besonderes finanzwirtschaftliches Phänomen, mithilfe dessen sich das Eigenkapital durch die Nutzung von Fremdkapital erhöhen lässt.

Der Leverage-Effekt birgt aber durchaus auch Risiken. Wir erklären, was sich hinter dem Begriff verbirgt, wie man den Leverage-Effekt berechnet und wo seine Grenzen liegen.

Was ist der Leverage-Effekt?

Mit dem Leverage-Effekt wird die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Rentabilität des Eigenkapitals beschrieben. Er tritt ein, wenn die Fremdkapitalkosten die Gesamtkapitalrendite nicht überschreiten. Dann wird die Eigenkapitalrendite durch den Einsatz von Fremdkapital gesteigert.

Wenn ein Unternehmen beispielsweise zur Anschaffung einer Produktionsmaschine einen Bankkredit mit einem jährlichen Zinssatz von 7% aufnimmt und mithilfe der Maschine dazu in der Lage ist, eine jährliche Gesamtkapitalrendite von 10% zu erwirtschaften, dann kommt der Leverage-Effekt zum Tragen. In diesem Fall wäre das Unternehmen nämlich dazu in der Lage, mit einem geringeren Mitteleinsatz einen größeren Mittelertrag zu erwirtschaften.

Leverage-Chance vs. Leverage-Risiko

Wenn die Gesamtkapitalrendite größer als der Fremdkapitalzins ist, spricht man auch von einer Leverage-Chance. Hier steigt die Eigenkapitalrendite mit wachsendem Verschuldungsgrad an. Ist die Gesamtkapitalrendite jedoch kleiner als der Fremdkapitalzins, liegt ein sogenanntes Leverage-Risiko vor. Hier kommt die für den Leverage-Effekt charakteristische Hebelwirkung nicht zum Tragen.

Rechenbeispiel

Der Leverage-Effekt lässt sich mithilfe einer mathematischen Formel überprüfen. Diese lautet wie folgt:

Eigenkapitalrendite = Gesamtkapitalrendite + (Gesamtkapitalrendite – Fremdkapitalzins) x Verschuldungsgrad

Anhand des oben genannten Beispiels soll dies veranschaulicht werden:

Ein Unternehmen plant die Anschaffung einer Produktionsmaschine. Ihm steht Gesamtkapital i.H.v. 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Davon sind 1,3 Millionen Euro Eigenkapital und 200.000 Euro Fremdkapital. Daraus ergibt sich ein Verschuldungsgrad von 13,3%.

Wenn man diese Werte in die Formel einsetzt, kommt man zu folgendem Ergebnis:

10% + (10% - 7%) x 0,13 = 10,39%

Das eingesetzte Eigenkapital verzinst sich somit mit 10,39%.

Wenn man nun annimmt, dass der Verschuldungsgrad weit mehr beträgt, z.B. 60%, dann sieht man, dass auch die Eigenkapitalrendite steigt. Im Beispiel würde diese nun bereits bei 11,8% liegen. Je größer die Differenz zwischen Gesamtkapitalrendite und Fremdkapitalkosten ist, desto größer ist folglich auch der Effekt.

Voraussetzungen und Grenzen des Leverage Effekts

Nun liegt die Vermutung nahe, dass ein Unternehmen theoretisch immer mehr Fremdkapital aufnehmen könnte, um seine Eigenkapitalrendite auf diese Weise zu erhöhen.

Damit der Leverage-Effekt positiv wirken kann, muss jedoch eine stabile Gestaltung des Fremdkapitalzinses vorliegen. Es ist zu erwarten, dass mit der steigenden Verschuldung eines Unternehmens auch die zu zahlenden Zinsen sich erhöhen und die Bank ab einem bestimmten Verschuldungsgrad keine Kredite mehr gewähren wird. Eine Leverage-Chance kann sich folglich schnell in ein Leverage-Risiko umwandeln, denn nur wenn die Investitionsrendite größer als die Fremdkapitalkosten sind, kann der Leverage-Effekt seine positive Wirkung entfalten.

Hinzu kommt, dass nicht jede Investition wirklich sinnvoll ist. Wenn Sie aufgrund mangelnder Nachfrage oder großem Wettbewerb keine Produkte absetzen können, bringt eine Investition wenig, denn dann werden Sie auch keinen nennenswerten Bruttogewinn erzielen. Bedenken Sie auch, dass Sie aufgenommenes Fremdkapital irgendwann wieder zurückzahlen müssen.

Wenn sich ein Projekt als Fehlinvestition herausstellt und Sie Ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können, kann Sie der Leverage-Effekt schlimmstenfalls sogar in die Zahlungsunfähigkeit stürzen. Bonität und Wirtschaftlichkeit sind entscheidende Kriterien für den Erfolg des Leverage-Effekts. Investieren Sie klug und nutzen Sie Leverage-Chancen, um Ihre Produktion auszuweiten und weiter zu wachsen.

Leverage-Effekt und Factoring

Neben einem Firmenkredit können auch Finanzierungsalternativen wie das Factoring einen positiven Leverage-Effekt ermöglichen. Dabei verkaufen Sie Ihre offenen Forderungen an einen Factoring-Dienstleister, der Ihnen die entsprechende Summe umgehend überweist. Die gewonnene Liquidität können Sie nutzen, um Investitionen zu tätigen und Ihr Unternehmen auszubauen. Bedenken Sie jedoch, dass es sich beim Factoring um eine kurzfristige Finanzierungsform handelt und folglich auch deren Wirkung kurzfristiger ist.

Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie mehr zu Factoring und den verschiedenen Möglichkeiten, die Ihnen diese Finanzierungsalternative bietet, wissen wollen. Einer unserer kompetenten und freundlichen Mitarbeiter wird sich gerne um Ihr Anliegen kümmern. Wir freuen uns schon, von Ihnen zu hören!